Hunde haben Gefühle


Die veraltete Dominanztheorie - es gibt keinen dominanten Hund !
Die Dominanztheorie ging von völlig falschen Voraussetzungen aus. Spätestens seit wir wissen, dass Wölfe in Familien leben, recht entspannt miteinander umgehen und ausgesprochene Teamworker sind, ist sie in keiner Weise mehr haltbar! Schliesslich widerspricht das Bild eines "dominanten Hundes" = ein Hund der nach dem er auf das Sofa darf, die ganze Welt erobert und ein machtbesessener unerziehbarer, sturrer und gefühltsloser Egoist sei, sehr dem eines Leittieres. Ein Leittier oder auch Familienoberhaupt genannt, ist ausgeglichen und sozial hochkompetent. Leider wird dieses Sichtweise immer noch von einigen Hundetrainern vertreten zum Leidttragen unserer Hunde. 
 
Die Konditionierungstheorien...
Die Konditionierungstheorien sind zwar nicht falsch - aber sie sind auch nicht ganz richtig. Sie beruhen auf der Annahme, dass nur äussere Reize das Verhalten bestimmen - und diese ist nicht mehr haltbar. Konditionierungen sind auch nicht die einzige Art, wie Tiere lernen, auch wird nicht jedes Verhalten durch seine Konsequenz bestimmt. Das, was Menschen und höhere Tiere "antreibt" sind die Emotionen = Gefühle.

Das Grundbedürfnismodell für Hund & Mensch
Mensch und Hund haben die gleichen Bedürfnisse. Diese Grundbedürfnisse decken alles ab, was Menschen und Tiere für ihre seelische Gesundheit und ihr Wohlbefinden brauchen. Schwere Verletzungen der Grundbedürfnisse führen zu psychischen Störungen.
1. Das Grundbedürfnnis nach pleasure = Lust, angenehme Gefühle
2. Das Grundbedürfnis nach Orientierung und Kontrolle = Selbstwirksamkeit
3. Das Grundbedürfnis nach Bindung = Zugehörigkeit, emotionale Beziehung

Fallbeispiel - Kind
Ein Kind fällt hin und hat sich weh getan. Das ist eine Erfahrung von Schmerz. Fast im gleichen Moment wird allerdings das Bindungsbedürfnis aktiv. Das Kind will zu seiner Mutter, um Trost und Schutz zu finden. Es schaut sich um, doch die Mutter ist nicht da. Jetzt wird auch das Kontrollbedürfnis aktiviert. Wie kann ich sie finden? Wie kann ich auf meine Not aufmerksam machen? Das Kind fängt laut zu schreien. Kommt die Mutter nicht und nimmt das Kind in den Arm, stellen sich neue negative Emotionen ein. Das Kind fühlt sich jetzt allein gelassen und hat Angst.
1. Das Kind hat Schmerz = Grundbedürfnis nach Lust nicht erfüllt
2. Das Kind liegt am Boden = Grundbedürfnis nach Bindung aktiviert
3. Das Kind schreit nach seiner Mutter = Grundbedürfnis nach Kontrolle & Orientierung aktiviert

Fallbeispiel - Hund
Ein Hund wird als Strafe auf den Rücken gelegt = körperlicher Missbrauch.
Diese Form der Strafe verletzt alle Grundbedürfnisse des Hundes

1. Der Hund wird bedroht = Grundbedürfnis nach Lust wird verletzt
2. Der Hund wird festgehalten = Grundbedürfnis nach Kontrolle wird verletzt
3. Der Hund schreit = Grundbedürfnis nach Bindung verletzt = Vertrauensbruch

Ich hoffe, dass an diesen Beispielen verständlich wird, dass aversible Methoden in der Humanpsychologie und im Hundetraining keinen Platz haben. Das Wissen über die Grundbedürfnisse und Ihre Wichtigkeit ist meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung für eine vertrauensvolle Bindung zwischen Hund und Halter. 

Wie Tiere lernen - Die Lernformen
Klassische Konditionerung
Operantes Lernen nach Versuch & Irrtum
Lernen am Modell / Soziales Lernen (Nachahmung)
Bewegungslernen = Kinästhetisches Lernen
Kognitives Lernen = Lernen durch Denkprozesse

Quelle: Authorin Elisabeth Beck, Buch "Wer denken will muss fühlen"